Stärken statt Defizite: Wie psychotherapeutische Arbeit neurodivergente Menschen unterstützt
Nicht jede Person denkt, fühlt oder verarbeitet Reize auf die gleiche Weise. Und das ist keine Schwäche – sondern Vielfalt.
Menschen, die neurodivergent sind, erleben die Welt oft intensiver, anders und manchmal auch herausfordernder. Ob ADHS, Autismus, Hochsensibilität, Dyslexie oder Tourette: Neurodivergenz ist kein Fehler im System – sondern eine andere Art, Mensch zu sein.
Menschen blühen auf, wenn man ihnen zeigt, was in ihnen lebt – nicht, was ihnen fehlt
(frei nach Carl Rogers)
Was bedeutet neurodivergent?
Der Begriff Neurodivergenz beschreibt Menschen, deren neurologische Entwicklung und Verarbeitung außerhalb des sogenannten „neurotypischen“ Spektrums liegt. Dazu zählen unter anderem:
- ADHS / ADS
- Autismus-Spektrum-Störungen
- Hochbegabung / Hochsensibilität
- Lernunterschiede (Dyskalkulie, Legasthenie etc.)
- Tourette-Syndrom
- und weitere neuronale Varianten
Viele dieser Menschen erleben in ihrem Alltag nicht nur Reizüberflutung, Überforderung oder soziale Herausforderungen – sondern auch ein tiefes Gefühl von Anderssein.
Du möchtest mehr über die verschiedenen Formen von Neurodivergenz erfahren? In diesem Blogbeitrag findest du eine verständliche Übersicht mit sanften Reflexionshilfen.
Wie kann Psychotherapie unterstützen?
In der klassischen Therapie standen lange „Defizite“ im Fokus. Doch moderne, neurodivergenzfreundliche Psychotherapie arbeitet nicht mit Anpassungsdruck, sondern mit Akzeptanz und Ressourcenorientierung.
Was das konkret bedeutet:
- Stärken sichtbar machen (z. B. Kreativität, Hyperfokus, Empathie, Problemlösungsfähigkeit)
- Alltagsstrategien entwickeln, die wirklich zur Person passen
- Selbstakzeptanz fördern, besonders nach langer Anpassungsleistung
- Umgang mit Reizüberflutung und Erschöpfung erlernen
- Masking erkennen und abbauen, um sich selbst authentischer zu leben
- Begleitung bei Erschöpfung, Burnout oder Depression als Folge gesellschaftlichen Drucks
Stärkenorientiert heißt: Der Mensch steht im Mittelpunkt
Viele neurodivergente Menschen haben die Erfahrung gemacht, in der Schule, im Job oder in Beziehungen „nicht zu funktionieren“. Diese Verletzungen wirken nach – und beeinflussen das Selbstbild.
Therapie kann hier ein sicherer, verstehender Raum sein, in dem endlich wieder Vertrauen in die eigene Wahrnehmung entstehen darf. In dem neue Perspektiven wachsen und eigene Stärken wiederentdeckt werden – oft zum ersten Mal.
Neurodivergenzfreundliche Praxis
In meiner Praxis arbeite ich bewusst so, dass sich auch neurodivergente Menschen sicher, angenommen und verstanden fühlen können. Das bedeutet:
- keine verurteilenden Bewertungen von Verhalten
- flexible Strukturen (z. B. Pausen, visuelle Reize, Reizschutz bei Bedarf)
- Wissen über ADHS, Autismus und andere neurodivergente Erlebensweisen
- Offenheit für unkonventionelle Kommunikationsformen oder Ausdrucksweisen
- Zusammenarbeit auf Augenhöhe – kein „reparieren“, sondern stärken
Du bist nicht falsch – du bist anders. Und das ist okay.
Wenn du das Gefühl hast, ständig funktionieren zu müssen, ohne gesehen zu werden – dann bist du nicht allein. Und: Du darfst dir Unterstützung holen, die wirklich zu dir passt. In der Psychotherapie geht es nicht darum, diese Unterschiedlichkeit „wegzumachen“ – sondern darum, Stärken zu erkennen, Strategien zu entwickeln und ein selbstbestimmtes Leben zu fördern.
Du möchtest mehr erfahren oder einen Termin vereinbaren? Ich begleite dich gerne. Hier geht’s zum Kontakt – vertraulich, ressourcenorientiert, auf Augenhöhe.
Ich bin nicht zu viel, ich bin ganz
(freie Affirmation)