Corona: Es kriselt. Und zwar bei allen.
Leider liegt es in der Natur der Sache, oder besser gesagt des Menschen, dass die Krise für die gesamte Bevölkerung eine Herausforderung darstellt. In diesem Artikel erkläre ich, welche psychologischen und historischen Hintergründe das hat und wie man trotzdem versuchen kann (Vorsicht, Floskel!), die Krise als Chance zu nutzen.
Aktuell gehen wir wohl alle auf dem Zahnfleisch. Dabei gibt es Personengruppen, die rein objektiv betrachtet unter den Maßnahmen leiden: Pflegekräfte, Alleinerziehende, Eltern, MusikerInnen, Beschäftigte in der Gastronomie, wohnungslose Menschen, StudentInnen oder PensionistInnen. Personen, die sich “eigentlich nicht so anstellen sollten”, weil “es ihnen doch eh gut gehe”leiden aber genauso. Denn ein sicheres Einkommen und eine schöne, große Wohnung schützen nicht vor dem Gefühl, das Corona in uns auslöst.
Historikerin Ute Frevert erklärt unsere Unzufriedenheit in einem Artikel (“Kraft in der Corona-Krise: Warum wir so erschöpft sind”) in der Wochenzeitung DIE ZEIT mit dem Fehlen der “instant satisfaction”. Denn plötzlich können wir nicht mehr alles haben, was und wann wir es wollen. Außerdem sind wir laut Frevert nicht mit Chaos konfrontiert, wie es zum Beispiel in einer Nachkriegszeit der Fall wäre, sondern schlichtweg mit Nichts. Und das bedeutet im Grunde, dass wir viel mit uns selbst beschäftigt sind.
Klar, womit sollen wir uns sonst beschäftigen? Es gibt ja kein Kino, keine Kultur und kein Ausgehen. Aber gibt uns Netflix nicht ausreichend Kino-Feeling? Und kann man Museen nicht online besuchen und mit seinen FreundInnen via Skype anstoßen? Das sind alles gute und vor allem gut gemeinte Alternativen. Allerdings geben sie uns nicht die Zerstreuung, die wir so sehr benötigen. Denn was uns fehlt, sind spontane Begegnungen, Beobachtungen im Alltag, mit denen wir nicht gerechnet hatten und Überraschungen. Wenn wir das nicht bekommen, werden wir müde.
Was kann man jetzt tun, um ein bisschen besser durch die Krise zu kommen?
- Akzeptieren Sie Ihre Erschöpfung und nehmen Sie Rücksicht auf sich. Schlafen Sie ausreichend und suchen Sie sich fachliche Unterstützung, wenn Schlafprobleme Sie davon abhalten.
- Entwickeln Sie Routinen. Und formulieren Sie diese konkret. Zum Beispiel: “Wenn ich morgens aufstehe, trinke ich ein großes Glas Wasser gleich nach dem Aufstehen.” Warum? Routinen helfen sogar Astronauten unter isolierten Lebensbedingungen klar im Kopf zu bleiben.
- Halten Sie Kontakt mit FreundInnen, Verwandten, ArbeitskollegInnen und anderen Menschen, die Ihnen wichtig sind und mit denen Sie vor der Krise auch regelmäßig Kontakt hatten.
Zögern Sie nicht, sich professionelle Hilfe zu holen, wenn der Leidensdruck zu groß wird. Vereinbaren Sie hier gern ein Erstgespräch mit mir. Dann besprechen wir alles Weitere in einer gemeinsamen Sitzung. Denn wann wäre ein besserer Zeitpunkt für eine persönliche Inventur als die Zeit des Stillstands.
Diesen Stillstand könnte man nun nutzen. Und weniger als Krise betrachten, sondern mehr als Chance zur Inventur.