„Sei nicht so hoch-sensibel!“

In diesem Artikel erfahren Sie, was Hochsensibilität ist, wie man diese Besonderheit erkennt und worauf hochsensible Menschen achten sollten, um ihre Leistungsfähigkeit im Alltag zu behalten. Außerdem untersuche ich gängige Glaubenssätze von hochsensiblen Menschen und weise auf Therapiemöglichkeiten hin.

15 – 20 % der Gesamtbevölkerung haben eine Gabe und missverstehen sie als Krankheit.

Hochsensibilität ist keine Krankheit und muss, wenn man gelernt hat, damit umzugehen und dieses Persönlichkeitsmerkmal anzunehmen, auch nicht als Nachteil empfunden werden. Wer hochsensibel ist, reagiert stärker auf Reize aus der Umwelt. Das können Lärm und Gerüche sein – aber auch Gefühle und Stimmungen. Betroffene können in belebten Umgebungen schnell das Gefühl bekommen zu explodieren. Das kommt daher, dass nicht nur ungefiltert aufgenommen wird, sondern Sinneseindrücke auch viel intensiver wahrgenommen werden.

Woran erkennt man Hochsensibilität im Alltag?

Hochsensible Menschen können beispielsweise kritisch wirken oder perfektionistisch. Sie hinterfragen den Sinn des Lebens in all seinen Facetten und gelten als anspruchsvoll. Die vielen belastenden Situationen (bspw.: stressiger Job im Großraumbüro oder eine U-Bahnfahrt zur Rushhour) können bei Hochsensibilität zu körperlichen Symptomen bis hin zum Burn-out führen. In ihrer Kindheit sind sie oft schüchtern, neigen zu Tagträumen und auf der anderen Seite zu extremer Neugier, wenn sie sich für ein Thema begeistern.

Hochsensibilität wird oft mit anderen Stimmungen verwechselt. Das umfangreiche Gespräch mit ÄrztInnen oder TherapeutInnen ist daher enorm wichtig, damit Hochsensibilität abgegrenzt werden kann z. B.: von vorübergehender Nervosität.

Worauf kommt es bei einer erfolgreichen Therapie an?

Eine Therapie bei hochsensiblen Menschen soll Rahmenbedingungen schaffen, damit Betroffene mit ihrer Gabe umgehen können. Sie lernen Grenzen zu ziehen und auf ihre Bedürfnisse zu achten, statt ständig zu erspüren, welche Reaktionen ihr Umfeld gerade erwartet. Außerdem stärkt eine Therapie den Selbstwert und arbeitet Glaubenssätze auf mit denen sie lange Jahre gelebt haben.

Besonders wichtig sind Empathie und Sensitivität der TherapeutInnen, da hochsensible PatientInnen ihr Verhalten oft unbewusst so lenken wie sie denken, dass es der/ die TherapeutIn wünscht. So kann jedoch keine Besserung des Erlebens eintreten.

Das Hauptziel einer Therapie bei Hochsensibilität ist seine Begabung zu sehen, anzunehmen und damit in die Welt hinauszugehen, um sein gesamtes Potenzial zu entfalten, indem man seiner eigenen Wahrnehmung vertraut.

Therapiemaßnahmen sind beispielsweise die Gesprächstherapie, in der man sich mit der eigenen Biografie auseinandersetzt und spielerische Ansätze, um seine Gefühle zu erkunden.

Die Bedeutung von Glaubenssätzen bei hochsensiblen Menschen.

Glaubenssätze sind verinnerlichte Sätze, die wir für wahr halten. Wir sind damit aufgewachsen, vielleicht großgezogen worden, haben sie gehört oder einfach aus Erfahrung gelernt. Hochsensible Menschen folgen ihren eigenen negativen Glaubenssätzen, die man erkennen sollte, um sich im Laufe einer Therapie davon zu befreien.

Beispiele für Glaubenssätze bei hochsensiblen Personen sind:

Ich bin zu empfindlich.
Warum stelle ich mich so an?
Ich funktioniere nicht richtig.

Diese Sätze sind beim Lesen alleine schon sehr verletzend. Wenn man sie ständig im Kopf hat, kann es sogar dazu führen, dass Betroffene ihr gesamtes Leben hinterfragen.

Den Beitrag würde ich gerne mit einem Zitat von Jean-Christoph von Oerzen beenden, welches hochsensiblen Mut macht, sich selbst besser kennenzulernen:

Um mich abgrenzen zu können, muss ich überhaupt mal meine eigenen Grenzen erspüren.

(Jean-Christoph von Oerzen)

Sprechen Sie mich gerne an, wenn Sie zu diesem oder anderen Besonderheiten Gesprächsbedarf haben. Ich freue mich auf unser Erstgespräch, in dem ich mir zwei volle Einheiten nehme, um Sie und Ihre Anliegen kennenzulernen.